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“Digitales Diktiergerät” Kayowine K-01

Kurztest des “digitalen Diktiergeräts” Kayowine K-01

Das Kayowine K-01 wird als “digitales Diktiergerät” verkauft. Ich habe mir das Gerät als “Audio-Notizblock” angeschafft in der Hoffnung, es auch für diesen Zweck benutzen zu können. Im Folgenden möchte ich über meine Erfahrungen berichten.

Haptik

Das Gerät weist ein sehr edles “Finish” auf und ist für seine Größe recht schwer. Angeblich ist das Gehäuse aus Zink-Druckguss, es könnte aber auch massives fein-mattiertes Alu sein. Die Displayscheibe soll aus echtem Glas sein, was glaubwürdig scheint. Auf Grund dieser Glas-Displayscheibe ist das Gerät mutmaßlich sehr empfindlich gegen Beschädigungen bei einem Sturz.

Maker:S,Date:2017-9-8,Ver:6,Lens:Kan03,Act:Lar02,E-Y

Der Ein-/Ausschalter macht sehr wertigen Eindruck, auch die Drucktaster haben einen sehr definierten Druckpunkt. Ich finde es nachteilig, dass zwei Taster/Knöpfe auf der rechten Seite nicht beschriftet sind, aber die Bedeutung lernt man schnell.

Dem edlen Design etwas Abbruch tut die Tatsache, dass die Knöpfe und der Micro-SD-Slot sowie der Micro-USB-Anschluss nicht mittig zur Gehäusedicke angebracht sind, sondern aus der Mitte versetzt und nicht einmal auf einer Linie sind.

Usability

Beim Einschalten über den Schiebeschalter bei einhändiger Bedienung drückt man geradezu zwangsläufig Tasten auf der linken Seite des Geräts, weil der Schiebeschalter relativ schwergängig ist (was jedoch durchaus eine wertige Haptik erzeugt!).

Das Gerät schaltet sich nach etwa zwei Minuten aus, auch wenn man das in den Einstellungen unterbunden hat (“Sleep timer: off”) — es sei denn, man startet eine Aufnahme, dann schaltet sich das Gerät nicht selbständig aus. Es ist mir trotz langen Rumprobierens nicht gelungen, diese automatische Abschaltung zu unterbinden. Man muss das Gerät dann wieder einschalten, indem man es entweder über den Schiebeschalter aus- und wieder einschaltet oder den “Menü”-Knopf lange gedrückt hält, bis das Gerät neu gestartet hat.

Beim Versuch, die allererste Aufnahme zu starten, entsteht eine Verzögerung von ca. 5 s, bevor die Aufnahme dann tatsächlich gestartet wird. Weitere Aufnahmen werden dann nach einer Verzögerung von “nur” 1 s gestartet, wobei auch das ein wenig lästig ist.

“Blinde” Durchführung von spontanen, verzögerungsfreien Aufnahmen ist auf Grund der geschilderten Tatsachen quasi unmöglich: Man kann sich nicht sicher sein, dass das Gerät überhaupt noch aufnahmebereit ist, da es sich wie oben beschrieben im Schlafzustand befinden kann. Also erst aus- und wieder einschalten, dann ca. 2 s warten damit das Gerät “sicher” aufnahmebereit ist, dann Aufnahmeknopf drücken. Es ist keinerlei akustische Rückmeldung möglich, wenn die Aufnahme gestartet oder gestoppt wurde.

Aus den geschilderten Gründen ist das Gerät für mich nicht als Audiorekorder brauchbar. Wenn ich beispielsweise beim Autofahren spontan eine Idee festhalten will (die Benutzung eines Diktiergerätes ist tatsächlich am Steuer erlaubt!), dann geht das im Zweifel nicht ohne mehrfach auf das Gerät zu schauen und eine Verzögerung von einigen Sekunden für die Herstellung der Aufnahmebereitschaft in Kauf zu nehmen.

Technische Eigenschaften

Die Aufnahmequalität von Sprache eines Sprechers, der sich in der Nähe des Geräts befindet, ist sehr gut, selbst bei niedrigen Bitraten. Allerdings ist es definitiv nicht zur Aufzeichnung über größere Entfernungen geeignet: Die Testaufnahme einer Fernsehsendung, die am Ort der Aufnahme in normaler Lautstärke wahrnehmbar war, aus ca. 4 m Entfernung war trotz Wiedergabe bei Maximallautstärke kaum verständlich.

Schaltet man das Gerät während einer Aufnahme mit dem Schiebeschalter aus, so ist die resultierende Datei defekt und kann nicht abgespielt werden.

Ein Format-Wechsel zwischen PCM (Wave-Datei mit Dateinamenserweiterung .WAV) und MP3 ist möglich. Durch die Komprimierung ist das MP3-Format sehr sparsam in der Belegung von Speicherplatz.

Dateinamen beinhalten leider nicht den Zeitstempel der Aufnahme (Datum/Uhrzeit). Lediglich das Erstellungsdatum der Datei reflektiert den Aufnahmezeitpunkt. Dieses kann leicht verloren gehen z. B. durch ungeeignetes Umkopieren oder Versenden. Für mich stellt das durchaus einen nennenswerten Nachteil dar.

Der Rekorder wird problemlos als USB Mass Storage Device erkannt und kann daher ohne Installation von Fremdtreibern sofort unter Windows oder macOS benutzt werden.

Fazit

Für 26 Euro hatte ich mir heutzutage offen gesagt mehr erwartet. Die Hardware macht einen guten Eindruck. Die Software jedoch wurde völlig unüberlegt “herunter programmiert” und ganz offensichtlich nicht einmal gründlich getestet, geschweige denn vor der Implementierung von einem UX-Experten vernünftig designt. Ich werde das Gerät daher zurück senden.

By Ralf Bergs

Geek, computer guy, licensed and certified electrical and computer engineer, husband, best daddy.

7 replies on ““Digitales Diktiergerät” Kayowine K-01”

Danke für den Review, da gruselts einen echt 🙂 Mal vielleicht eins ausprobieren von Herstellern, die schon ein bischen länger in dieser Nische unterwegs sind? Das Sony ICD-PX240 z.B. kostet so um die 45 Euro. Ich habe ein etwas älteres Model das fast baugleich aussieht und das hat die letzten 5 Jahre gute Dienste geleistet. Gut, steinalte Technologie, aber hey, man braucht halt nun mal richtige und große Tasten und ein großes Mikrofon wenn man das ohne Blickkontakt bedienen will und auch Leute in 5m Entfernung noch auf der Aufnahme verstehen will.

Hallo Martin.

Danke für’s Lesen meines Tests und die Empfehlung des Sony.

Das Sony ICD-PX240 kommt leider nicht in Frage, weil es keinen eingebauten Akku hat. Ich will da nicht mit NiMH-Rundzellen rumhantieren, weil die wahrscheinlich eine höhere Selbstentladung haben als die Entladung durch die eigentliche Benutzung… 😉

Aber das Sony ICD-PX470 kommt möglicherweise in Frage. Schade, dass es bei Amazon kaum brauchbare Rezensionen dazu gibt… Vielleicht muss ich das Gerät auch testen?! 😉

Viele Grüße!

PS: Sehe gerade an Hand des Handbuchs, dass eine Rezension bei Amazon fehlerhaft ist. Das Sony ICD-PX470 hat keinen eingebauten Akku, damit kommt es nicht in Frage… Und der Sony ICD-UX560 ist mir ehrlich gesagt viel zu teuer… 🙁

Hallo Martin,
giebt es irgentwo im Internet auch eine deutsche Bedienungsanleitung für das Kayowine Gerät ??
Gruß Markus Fuhrmann

Hallo Markus.

“Martin” ist einer meiner Leser, ich bin Ralf. 😉

Leider kann ich Dir mit dieser Frage nicht weiterhelfen, sorry.

Viele Grüße,

Ralf

Ich komme mit diesem geschenkten Gerät einfach nicht zurecht.Die mitgesendete 14 Seitenstarke Gebrauchsanleitung ist ein Disaster.Ganz anders bei meinem Sony ICD-UX 512F mit einem 150 seitigen Handbuch.Eine Frage an Firma Kayowine wegen eines ausführlichen Handbuches wurde nicht beantwortet.Besonders das Löschen von Aufnahmen funktioniert überhaupt nicht.

Hallo Herr Foisner.

Danke für Ihre Rückmeldung.

Ich kann nicht mal sagen, ob “damals” bei meinem Test eine Bedienungsanleitung beilag, weil ich diese nicht benutzt habe. Ich bin der Meinung, dass ein einfaches Gerät wie ein Diktiergerät grundsätzlich so designt sein muss, dass sich zumindest die Grundfunktionen auch ohne Anleitung erschließen müssen. Das war hier tatsächlich der Fall, allerdings war die Benutzerführung in der Tat so “gruselig”, dass man das Gerät einfach als “schlecht” bezeichnen muss.

Dass die Frage an den “Hersteller” nicht beantwortet wurde, wundert mich überhaupt nicht. Diese Geräte werden “auf billig produziert”. Man nimmt einen existierenden Chipsatz, designt ein mehr oder weniger schönes Gehäuse drum herum, nimmt die Standard-Software des Chipsatz-Herstellers und modifiziert den Startbildschirm, so dass der Firmen-/Produktname angezeigt wird. Fertig! Dazu gehört auch, dass Support (Beratung oder Reparatur) i. d. R. schlicht nicht erbracht wird, weil das kostenintensiv ist. Ist das Gerät kaputt, wird während der Garantiezeit einfach ein neues heraus geschickt.

Ich kann Ihnen bei Ihrem Problem leider nicht weiterhelfen, da ich das Gerät zurück geschickt hatte.

Vielleicht haben Sie ja Glück, und einer meiner Leser kommentiert hier?

MfG, Ralf Bergs

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