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Mini-PC BMAX B5A Pro im Kurztest

Mini-PC BMAX B5A Pro im Kurztest

Seit etwa fünf Wochen besitze ich nun meinen ersten “Mini-PC“, einen BMAX B5A Pro, Produktnummer G7R2, nachdem ich bisher immer nur PCs im Standard-Desktop-Format oder im Tower-Gehäuse (Maxi- oder Medi-/Mini-Format) besessen habe, die ich zudem oft selbst gebaut habe. Und ich muss sagen, ich bin begeistert von dem kleinen “Kistchen”.

Warum habe ich mir überhaupt diesen PC gekauft? Ich wollte die Hardware unseres Familien-Intranet-Servers ersetzen, die bisher aus einem alten Dell-Latitude-Laptop bestand. Obwohl dieser ständig nur “idle” läuft, verbraucht er im Durchschnitt etwas mehr als 20 W, was mir einfach zu viel ist. Ein Mini-PC versprach, deutlich weniger Leistung aufzunehmen.

Zum anderen sind meine Ansprüche an die Leistungsfähigkeit eines Intranet-Servers gestiegen, u. a. da ich seit einigen Monaten eine Home Assistant-Instanz auf Docker-Basis betreibe, die zu den bereits bestehenden Anwendungen auf dem Intranet-Server dazu kam. Der Mini-PC verfügt bereits ab Werk über 16 GB RAM (ein Modul mit der Bezeichnung “TDS4CDAG08-32SC22C” des relativ unbekannten Herstellers TWSC, “TechWinSemiConductors”) und eine 500 GB-M.2-SSD (“AirDisk 512GB SSD” des Herstellers “MAXIO Technology (Hangzhou) Ltd.”), was genügend Spielraum für leistungshungrige Anwendungen verspricht. Außerdem ist eine leistungsfähige AMD Ryzen 7 5825U verbaut mit acht Kernen und 16 Threads und einer TDP von lediglich 15(!) Watt.

Der Mini-PC erreichte mich gut verpackt in einer kleinen, stabilen Pappschachtel. Nach dem Auspacken hatte ich ein kleines, unscheinbares Kunststoffkästchen in der Hand, welches aber keineswegs einen “primitiven” Eindruck machte. Im Gegenteil finde ich die Verarbeitung sehr gelungen, was sich auch beim späteren Öffnen des Gehäuses bestätigte. Positiv fand ich auch, dass es sich bei dem Netzteil um ein externes Schaltnetzteil handelt, so dass es keinen Wärmeeintrag in das Gehäuse gibt, und das Netzteil im Falle eines Defektes leicht ausgetauscht werden kann.

Es wird sogar eine VESA-Halterung mitgeliefert, so dass man den Kleinen direkt hinten an einen Monitor montieren kann. Nice!👍🏻😍

Bei Bedarf kann man an den PC drei(!) Monitore gleichzeitig anschließen über einen HDMI-, DisplayPort- oder USB-C-Anschluss. Außerdem verfügt der PC über zwei USB-3.2 Gen. 2- sowie zwei weitere USB-2.0-Anschlüsse im USB-A-Format:

Sehr unangenehm aufgefallen ist mir, dass sämtliche USB-A-Anschlüsse um 180° verdreht montiert waren, also “auf dem Kopf”. Sprich: Wenn man gewohnt ist, seinen Speicherstick mit der Aufschrift nach oben einzustecken, dann muss man ihn hier mit der Aufschrift nach unten einstecken. Was soll sowas?!🤦🏻‍♂️

Eingebaut ist außerdem WiFi-6 und Bluetooth, was auch absolut problemlos und extrem schnell funktioniert (ich kann Beschwerden im Internet, dass angeblich keine Antennen angeschlossen wären, in keiner Weise nachvollziehen).

Intern gibt es Platz für ein zusätzliches DDR4-SO-DIMM-Modul zur Erweiterung des RAMs (habe ich nachgerüstet nach etwa 2 Wochen, und zwar dieses Modul von Crucial) sowie einen Einbauplatz für ein 7 mm hohes SATA-Festplatten- oder SSD-Laufwerk. Die vorhandene M.2-SSD kann bei Bedarf ebenfalls leicht ausgetauscht werden durch ein größeres Modell.

Zugänglich sind diese Plätze, indem nach Lösen von vier kleinen Kreuzschlitzschrauben der untere Gehäusedeckel abgenommen wird. Aber Vorsicht dabei — der SATA-Anschluss für die Festplatte ist mit einem Flexkabel an das Motherboards angebracht, welches am Gehäusedeckel endet. Entfernt man den Deckel also zu “ungestüm”, läuft man Gefahr, dieses Flexkabel abzureißen.

Halterung f. SATA-Platte
SO-DIMM, ein freier Slot
M.2-SSD

Der PC verfügt über ein recht aktuelles UEFI-ROM von AMI, und zwar Version 1.3_253 v. 2024-10-29. Ich habe die Ubuntu FirmwareTestSuiteLive einmal drüber laufen lassen. Diese zeigte durchaus einige “Defekte”, allerdings schnitt das ROM von der Anzahl und vom Schweregrad der Defekte (keine kritischen, drei mit “hohem”, zehn mit “mittlerem”, sieben mit “niedrigem” Schweregrad) her deutlich besser ab als mein Marken-Board von MSI, einem MSI B550M PRO-VDH WiFi Gaming-Motherboard.

Die weitaus überwiegende Anzahl an Defekten bestand darin, dass Default-Einträge des UEFI-ROM-Herstellers AMI nicht für das Produkt angepasst wurden. Es gibt allerdings ein sehr ärgerliches, schwerwiegendes Sicherheitsproblem: Bei dem verwendeten UEFI “Platform Key” handelt es sich um einen Test-Key, der nicht auf Produktivsystemen verwendet werden sollte. Bummer! 😱

Das ROM bietet extrem viele Einstellmöglichkeiten. Ich habe einmal sämtliche Einstelloptionen exportiert und stelle diese hier zur Verfügung.

Ausgeliefert wird der Mini-PC mit einem Windows 11 Pro(!) 23H2 — sehr beachtlich angesichts des günstigen Preises. Aktiviert wird dieses jeweils automatisch bei Installation durch eine digitale Lizenz im ROM, was ich selbst nachvollziehen konnte, da ich Windows 11 seitdem mehrfach neu installiert habe. Windows 11 kann selbstverständlich problemlos auf 24H2 aktualisiert werden und läuft sehr stabil. “Modern standby” (hah!) wird unterstützt, habe ich aber abgestellt, da dieses mehr Leistung zieht als der S3 Sleep State. Debian Bookworm oder Ubuntu 24.10 laufen beide absolut stabil, ohne irgendwelche Einschränkungen.

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass man auf Knopfdruck Windows 11 neu installieren kann von der Recovery-Partition der eingebauten SSD. Wenn man sich also sein Betriebssystem so “kaputt gespielt” hat, dass “nichts mehr geht”, dann hat man bereits nach etwa zehn Minuten den Rechner wieder in den Neuzustand versetzt.

Sicherheitshalber sollte man sich von der SSD direkt nach Auslieferung des PC ein Image-Backup anfertigen, denn bei verheerenden Desastern, wie z. B. einer Zerstörung der Partitionierung, kann die Recovery-Partition verloren gehen. BMAX bietet allerdings auch den Download eines solchen Images an. Man sollte sich diese Quelle möglichst direkt nach dem Kauf herunterladen und diese Datei sicher wegspeichern — wer weiß, wie lange man sie noch direkt bei BMAX herunterladen kann.

Das ab Werk vorhandene RAM sowie die SSD arbeiten sehr zuverlässig, wie ich anhand von Burn-In-Tests über knapp 24 h mit Memtest86+ bzw. c’t H2testw überprüft habe. Die SSD ist übrigens trotz aktivierter Bitlocker-Verschlüsselung recht schnell (in Relation zum günstigen Kaufpreis!) mit Geschwindigkeiten von ca. 2 GByte/s beim Lesen und Schreiben (erstaunlicherweise etwas schneller beim Schreiben als beim Lesen?! 🤔):

CrystalDiskMark Benchmark-Ergebnis im “Real World Performance”-Profil

Im normalen Betrieb als Office- oder Internet-PC arbeitet der Kleine absolut unhörbar leise. Wenn man ihn natürlich fordert, z. B. umfangreichen Sourcecode compilieren lässt, dann kann der eingebaute Lüfter auch einmal hochdrehen. Aufdringlich finde ich ihn aber nicht!

Mein Fazit: Ich würde diesen Mini-PC trotz der beschriebenen kleineren Ärgernisse jederzeit wieder kaufen und empfehle ihn auch wärmstens weiter. Ich werde ihn jetzt mit Debian GNU/Linux neu installieren und dann als meinen neuen Intranet-Server in Betrieb nehmen.

Habt Ihr Fragen zu diesem Post? Dann bitte gerne hier einen Kommentar hinterlassen… Viele Grüße!

Update 2025-05-30: Zwischenzeitlich stellt BMAX ein Recovery Image mit Windows 11 Pro 24H2 bereit.

By Ralf Bergs

Geek, computer guy, licensed and certified electrical and computer engineer, husband, best daddy.

8 replies on “Mini-PC BMAX B5A Pro im Kurztest”

Hallo,
vielen Dank für den guten Beitrag, er hat mir sehr weitergeholfen.
Mich würde interessieren, welche Auswirkungen es in der Praxis hat, dass der Secure Boot Key nur ein Testkey ist. Habe mich damit bislang nicht beschäftigt. Mein Ziel wäre, auf so einem Rechner Linux zu betreiben.

Hallo. Danke für Deinen Kommentar, ich freue mich immer sehr, wenn ich helfen kann.

Linux läuft selbstverständlich sehr gut auf der kleinen Kiste. Ich habe aktuelle Versionen von Debian und Ubuntu installiert, diese laufen absolut stabil und ohne Probleme. Ich kann den Rechner für diesen Zweck definitiv weiterempfehlen.

(Mein Intranet-Server läuft auf einem alten Dell-Laptop unter Ubuntu Server. Dieser braucht etwa 22 W. Mit dem B5A braucht er lediglich 6 W, obwohl diese kleine Kiste dem alten Laptop dramatisch überlegen ist, z. B. allein durch den achtfachen(!) Hauptspeicher und die mehr als zehnmal so schnelle CPU… 😉)

Das Problem mit dem Testkey ist, dass die Verbreitung eines solchen Schlüssels nicht so streng kontrolliert wird wie bei Production Keys. Es kann also sein, dass eine größere Anzahl von Personen, womöglich sogar gänzlich unkontrolliert, Zugriff auf diesen Schlüssel hat. Damit wäre es möglich, Boot Images zu erzeugen, die womöglich “Böses im Sinn haben” (Tastatureingaben aufzeichnen, Malware ausführen, etc.) — und diese würden von der Maschine ausgeführt ohne eine Warnung oder einen Abbruch des Bootvorgangs. “Secure Boot” wäre damit vollständig ausgehebelt.

Für “Hochsicherheitsanwendungen” ist diese Maschine also völlig ungeeignet — für die Anwendung zu Hause (wenn man nicht gerade sehr sicherheitsbewusst ist, was für die Mehrheit der Heimanwender nicht zutrifft), ist sie aber absolut zu gebrauchen.

Ich hoffe, diese Antwort hilft. Viele Grüße, Ralf.

Hallo Ralf,
danke Dir für Deine Antwort. Ok ich verstehe, dann werde ich mir wohl voraussichtlich auch einen besorgen.

Aktuell habe ich einen sehr alten Mini ITX Rechner mit D525 CPU die mir einfach viel zu langsam geworden ist. Ich glaube der unterbietet sogar Deinen genannten Laptop 🙂
Ich vermute die 6 Watt sind ohne Last, aber das wäre trotzdem genial, weil solch ein Homeserver ja die meiste Zeit sowieso nichts zu tun hat. Das wären im Jahr also nur rund 53 kWh, das ist wirklich zu verkraften an Stromverbrauch.
Vielen Dank nochmal
Grüße Christian

Ja, 6 Watt sind tatsächlich gemessen, während der Server “idle” ist. Das ist er aber tatsächlich quasi permanent. Ich habe auf dem Server nur eine Home Assistant-Instanz laufen und ein bisschen Monitoring für meinen Hetzner-Server. Die Last dadurch ist quasi “Null”.

Viele Grüße!

Hallo Ralf,

vielen Dank erst einmal für diesen aufschlussreichen Test. Hast du vielleicht auch einmal gemessen, was dieser PC unter Volllast verbraucht?

Gruß

Peter

Hallo Peter. Das hatte ich tatsächlich bisher noch nicht gemacht, habe das aber gerade mal mit dem “stress”-Tool probiert.

Maximal habe ich — über ein “sliding window” von 5 min — 61 Watt Spitzenleistungsaufnahme gesehen. Dabei ist aber zu beachten, dass ich die GPU nicht auslasten konnte. Wahrscheinlich wäre die Leistungsaufnahme dann noch ein bisschen angestiegen. Das Steckernetzteil wurde dabei “gut warm”, aber nicht heiß. Das Gehäuse des Mini-PC selbst wurde lediglich moderat warm, es wurde nur leicht warme Abluft vom Lüfter aus dem Gehäuse ausgeblasen. Der Lüfter drehte dabei nur moderat hoch, die Geräuschkulisse würde ich als “sehr dezent” bezeichnen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. 🙂

Danke für die Anregung. Und, was denkst Du nun?

Hallo Ralf,
erst einmal vielen Dank für die Mühe, den Stromverbrauch unter Volllast zu ermitteln. Allerdings hätte ich mit wesentlich weniger Stromverbrauch unter Vollast gerechnet. Habe einen HP t540 mit 1x 16 GB DDR4 2400 und einer 128GB M2 SSD, der verbraucht unter Volllast mit dem R1305G Prozessor 17Watt. Er reicht mir aber vollkommen für Offfice und ein wenig Youtube schauen.

Gruß

Peter

Hallo Peter.

Ja, ich muss gestehen, diese maximale Leistungsaufnahme hat mich auch überrascht. Ich habe diese Last jetzt nicht ewig lange anliegen lassen (vielleicht für knapp 10 min?), möglicherweise wird das irgendwann gedrosselt. Gemessen habe ich das mit einem Zigbee-Stecker. Das ist jetzt sicher kein Präzisionsmessgerät, aber “pi mal Daumen” scheinen die Messwerte zu passen.

Du kannst aber auch Deine CPU nicht mit meiner vergleichen, das sind zwei völlig unterschiedliche Klassen (“Desktop” vs. “Embedded”).

Viele Grüße, Ralf

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