Navi-Vergleich Blaupunkt TravelPilot 50 CE und Garmin nüvi 150T

Unser altes Navi ist in die Jahre gekommen, und so stand die Anschaffung eines neuen Geräts mit folgenden Kriterien an:

  • einfache bis mittlere Preisklasse (möglichst bis max. 150 EUR)
  • “lebenslange” Kartenupdates: Im Laufe eines Jahres gibt es so viele Änderungen der Verkehrsführung, Einführung von Einbahnstraßen oder Kreisverkehren, Straßenneubauten usw., dass das Kartenmaterial ohne regelmäßige Updates nach einigen Jahren kaum noch zu gebrauchen ist.
  • Karte für Spanien enthalten, da wir häufig dort Urlaub machen. Bei den meisten Geräten bedeutet das, dass man das komplette EU-Kartenmaterial benötigt (jeweils um die 45 Länder), was normalerweise den Preis sofort um etwa 30-40 EUR im Vergleich zu Mitteleuropa-Karten in die Höhe treibt. Bei den beiden hier besprochenen Navigationsgeräten reicht jedoch auch die CE-Ausstattung (Central Europe, also Zentraleuropa).
  • Bluetooth-Freisprechfunktion nicht benötigt, da wir eine fest eingebaute Freisprecheinrichtung haben.

Ich habe mich eine Weile im Internet “umgeschaut”, technische Daten und Preise verglichen und Tests und Benutzerberichte auf Amazon.de gelesen. Schließlich blieben zwei Geräte übrig, die ich dann bestellt und getestet habe:

Hier nun eine stichwortartige Auflistung von positiven wie negativen Beobachtungen für beide Geräte:

Blaupunkt TravelPilot 50 CE LMU

  • (+) Tempoalarm konfigurierbar (in Schritten von 1 km/h)
  • (+) Übersicht der TMC-Verkehrsmeldungen bietet gute Darstellung mit verschiedenen Symbolen je nach Nachrichtenkategorie, Position der Störung/Sperrung auf Karte darstellbar.
  • (+) Alternativroute bei Beginn der Navigation auswählbar
  • (+) Navigationsanzeige mit fortlaufendem Fortschrittsanzeiger bis zu einem durchzuführenden Manöver; dadurch sieht man auch optisch sehr leicht, wie weit die entsprechende Stelle noch entfernt ist.
  • (+) Navigationsanweisungen sehr klar (im Sinne von “nachvollziehbar”), Vorankündigung deutlich vor dem eigentlichen Fahrmanöver, dann kurz vorher noch einmal eine Erinnerung sowie unmittelbar an der Stelle, an der das Manöver stattfinden muss. Keine “holprigen” Formulierungen.
  • (+) Leistungsfähigere Hardware: sehr hochauflösendes Display, Doppelkernprozessor, großer Hauptspeicher (RAM) und Flash. Bietet Potential für spätere, größere Programmupdates (die ggf. auf Grund von mehr und leistungsfähigeren Features mehr Resourcen benötigen).
  • (+) Lichtsensor, der für die automatische Anpassung der Bildschirm-Helligkeit dient.
  • (+) Reset-Knopf vorhanden (kann hilfreich sein falls sich Navigationssoftware aufhängt, was natürlich eigentlich nicht vorkommen sollte, in der Praxis allerdings durchaus vorkommt).
  • (-) Synthetische Sprache klingt etwas künstlicher/holpriger als beim Garmin. Alternative Sprachausgabe ohne Aussprache der Straßennamen jedoch deutlich besser verständlich.
  • (-) Änderung der Sprache für die Sprachausgabe erfordert Neustart des Geräts.
  • (-) Kartenmaterial zwar deutlich aktueller als beim Garmin (in dem Sinne dass noch “junge” Straßen bereits verzeichnet sind), aber fehlerhaft zumindest für unser Neubaugebiet (Straßen wurden bereits vor etwa anderthalb Jahren angelegt und benannt). Kartenmaterial scheinbar sehr häufig fehlerhaft was die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit betrifft.
  • (-) Gefahrene Strecke bleibt in der Überblicksansicht markiert auf Bildschirm (kann verwirrend sein in Autobahnkreuzen oder wenn sonst “Schleifen” gefahren werden)
  • (-) Bei einer kurzen Fahrt von Düsseldorf nach Grevenbroich zwei Mal eine sehr merkwürdige Routenführung
  • (-) POI während der Routenführung erst nach vier Klicks erreichbar, dann aber gute Benutzbarkeit: viele verschiedene Kategorien können ausgewählt werden, Vorschau der Position auf der Karte möglich, Speichern als Favorit.
  • (-) Anklickbare Symbole in Navigationsansicht teilweise recht klein.
  • (-) Routensimulation aus ungeklärten Gründen nicht immer verfügbar.
  • (-) Sprachausgabe relativ leise selbst bei größter Lautstärke
  • (-) Subjektiv etwas weniger sensibler Touchscreen (man muss etwas fester drücken als beim Garmin)
  • (-) Ladebuchse (leider noch der “veraltete” Standard Mini-USB, nicht Micro-USB wie bei aktuellen Handys) links (kann problematisch sein je nach Befestigungsposition des Navi bzw. Position des Zigarettenanzünders/12 V-Steckdose); besser wäre an der Unterseite oder hinten wie beim Garmin
  • (-) dickeres, “störrigeres” Ladekabel

Garmin nüvi 150T LMT

  • (+) Fußgänger-Navigationsmodus
  • (+) Alternativroute bei Beginn der Navigation auswählbar.
  • (+) Routenvorschau und Detailansicht sehr hilfreich.
  • (+) “Split Screen”-Ansicht (geteilter Bildschirm mit Übersichtskarte und Detailansicht) in best. Abbiegesituationen
  • (+) Eingabe von Zielen über Koordinaten möglich
  • (+) Ladegerätanschluss günstig gelegen (auf der Rückseite, mit Winkelstecker)
  • (+) Sehr viele Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten, auch zur Benutzungsoberfläche
  • (+) Sehr moderne, “peppige”, benutzerfreundliche Benutzungsoberfläche.
  • (+) Subjektiv etwas sensiblerer Touchscreen
  • (+) Synthetische Sprache von der Qualität etwas besser als beim Blaupunkt
  • (+) Sprachausgabe sehr laut bei voll aufgedrehter Lautstärke
  • (+) Änderung der Stimme für die Sprachauswahl ohne Reboot des Geräts möglich
  • (+) Uhrzeit korrekt (wird aus dem GPS-Signal entnommen, allerdings hatte das Blaupunkt ein Zeitzonenproblem)
  • (+) Navigation zu POIs (Points of Interest, also interessanten Wegpunkten wie Tankstellen, Parkplätzen, etc.) an der Strecke sehr einfach.
  • (+) POIs können “bearbeitet” werden, z. B. Telefonnummer hinzugefügt oder POI als “geschlossen” markiert werden.
  • (+) dünneres, flexibleres Ladekabel
  • Mehrere Millimeter dicker “Rahmen” um das Display, welcher möglicherweise das Display vor Beschädigungen zu schützen vermag (das Display des Blaupunkt ist “plan”, was möglicherweise Beschädigungen eher zulässt). Allerdings macht dies das Garmin auch etwas dicker als das Blaupunkt.
  • (-) Karte war bei Lieferung nicht aktuell (unser “Neubaugebiet” ist nicht bekannt, obwohl die Straßen bereits vor etwa anderthalb Jahren angelegt und benannt wurden!)
  • (-) Fahranweisungen kommen teilweise sehr bzw. zu früh, es gibt weniger Wiederholungen als beim Blaupunkt
  • (-) Verwendete Phrasen teilweise ein wenig merkwürdig (ergänzen, z. B. “Nehmen Sie die Einfahrt rechts!” statt “Biegen Sie rechts ab!”)
  • (-) Gefahrene Strecke bleibt in der Überblicksansicht markiert auf Bildschirm (kann verwirrend sein in Autobahnkreuzen oder wenn sonst “Schleifen” gefahren werden)
  • (-) Tempoalarm nicht konfigurierbar, piepst bereits sehr nervig bei 1 km/h Überschreitung
  • (-) Tastenklick nicht abschaltbar oder in der Lautstärke änderbar.
  • (-) Teilweise nicht übersetzte Menüeinträge/Texte (noch in Englisch)
  • (-) Kein Stift mitgeliefert für die Bedienung (mag bei Leuten mit sehr dicken Fingern oder bei Benutzung mit Handschuhen ein Nachteil sein). Allerdings braucht man diesen auf Grund der Gestaltung der Benutzungsoberfläche auch eher nicht, verglichen mit dem Blaupunkt.
  • (-) Gerät hat lediglich 64 MB RAM, was dem Update der Navigationssoftware selbst (also nicht des Kartenmaterials!) Grenzen setzen könnte (neuere Programmversionen könnten damit nicht mehr auskommen).
  • (-) Kein Sleep-Modus (ein solcher ist vorteilhaft, wenn das Gerät für mehrere Stunden nicht benutzt wird; es verbraucht in dieser Betriebsart fast keinen Strom und steht sehr schnell wieder zur Verfügung, da es nicht neu booten muss), sondern Gerät kann nur vollständig ausgeschaltet werden
  • (-) Kein 3,5 mm-Klinkenanschluss für Kopf- oder Ohrhörer (kann praktisch sein, wenn das Gerät als Musikplayer benutzt werden soll).
  • (-) Ladebuchse ist leider noch der “veraltete” Standard Mini-USB, nicht Micro-USB wie bei aktuellen Handys.

Nachdem wir beide Geräte knapp zwei Wochen getestet haben sind wir offen gesagt relativ desillusioniert: Dass zwischen unserem alten Navi und den beiden getesteten etwa sieben bis acht Jahre Entwicklungszeit (was in der Elektronik-/IT-Branche eine wahre Ewigkeit ist!) liegen merkt man kaum. Es gibt keinen einzigen Punkt bei dem wir sagen würden: “Hier ist das neue Gerät wirklich revolutionär besser”. Vielmehr beobachten wir lediglich eine sehr behutsame Evolution (und das nicht einmal in allen Aspekten!), was sicherlich als Minimum zu erwarten war.

Schlimmer noch ist, dass wir keinen klaren Favoriten ausmachen und ebenfalls keine klare Kaufentscheidung treffen konnten. Beide Geräte haben jeweils ihre spezifischen “Macken” die normalerweise die Entscheidung zur Folge haben müssten, das Gerät zurück zu schicken. Da wir aber für unseren Urlaub im Juni ein neues Navi benötigen haben wir dann am Ende eine Entscheidung “aus dem Bauch heraus” getroffen und das Blaupunkt behalten.

Update 28.04.2013:

Um einigermaßen den Überblick zu behalten hatte ich mir gut ein Dutzend verschiedene Navis tabellarisch in LibreOffice/OpenOffice (Datei sollte auch in Microsoft Excel zu öffnen sein!) zusammen gestellt. Diese Tabelle (Stand: 23. März 2013) könnt Ihr Euch hier runterladen. Vielleicht hilft’s ja jemandem…

Update 07.07.2013:

Wie bereits in einem anderen Artikel in meinem Blog mitgeteilt habe ich das Vorliegen wesentlicher Mängel reklamiert und daher die Wandlung des Kaufvertrags geltend gemacht. Vor der Rückgabe wollte ich natürlich sämtliche persönliche Daten löschen, wie z. B. Favoriten und besuchte Orte. Normalerweise hätte ich erwartet dass dies bei einer Rücksetzung auf die Werkseinstellungen geschieht — weit gefehlt! Bei diesem Blaupunkt-Gerät muss man alle Einträge einzeln(!) von Hand löschen — es gibt nicht einmal eine Funktion “Alle löschen”. Sehr schwach!

One thought on “Navi-Vergleich Blaupunkt TravelPilot 50 CE und Garmin nüvi 150T”

  1. Wie ich soeben heraus gefunden habe scheint das Gerät baugleich zum a-rival XEA 503 zu sein. Der deutsche Support wird scheinbar auch von der selben Firma erbracht wie der für Blaupunkt, jedenfalls habe ich entsprechende Hinweise gefunden.

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