Samsung SmartThings kam etwa Mitte 2018 exklusiv bei Vodafone in Deutschland auf den Markt. Mittlerweile, seit September 2019, sind die Produkte auch woanders erhältlich.
Bei Samsung SmartThings handelt es sich um eine Linie von Consumer IoT-Produkten, die Häuser oder Wohnungen “smart” machen sollen, um so z. B. Geräte über Alexa oder Google Home oder gar aus der Ferne schalten oder Einbrüche, Wasserschäden oder Brände auch unterwegs erkennen zu können.
Seit Dezember 2018 setze ich diese Technik in meinem Haus ein. Da sich mein Haus über drei Etagen plus Keller erstreckt, setze ich entsprechend viele Sensoren und Aktoren ein. Ich habe mit einem Starterset, bestehend aus Zentrale (Hub), einem Tür-/Fenster-Universalsensor, einer Kamera und einer Sirene, angefangen. Bereits nach wenigen Wochen habe ich mir zusätzliche Sensoren und schaltbare Steckdosen hinzu gekauft, so dass ich mittlerweile 39 Geräte besitze, die mit dem SmartThings-Hub gekoppelt sind: Kameras, Sirene, Fenster-/Tür-Erschütterungs- oder -öffnungs-Sensoren, Temperatur-/Luftdruck-Sensoren, schaltbare Steckdosen, Bewegungssensoren, Wassersensoren, etc.
Der Hub unterstützt eine Vielzahl von Protokollen, mehr als viele andere Produkte: WLAN/WiFi, Bluetooth, ZigBee und Z-Wave. Alle diese Standards haben gemein, dass es sich um drahtlose Verbindungen handelt. Das ist auf der einen Seite ein Vorteil, weil man solche Lösungen schnell installieren kann. Auf der anderen Seite kranken funkbasierte Lösungen gerade in großen Häusern, die sich über mehrere Etagen erstrecken, oft an Reichweitenproblemen oder häufigem Abbruch von Verbindungen.
Ich hatte mir die Lösung ursprünglich als Sicherheitslösung zugelegt, weil wir relativ “ländlich” wohnen, und hier immer häufiger im Ort Einbrüche stattfinden. Relativ schnell habe ich aber auch den Komfort schätzen gelernt, Lampen einfach auf Zuruf ein- oder ausschalten zu können.
Leider funktioniert das Ganze nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte, so dass ich mittlerweile ziemlich desillusioniert bin und die Lösung aufgeben oder zumindest modifizieren möchte. Das hat verschiedene Gründe:
- Der bereits beschriebene Nachteil von drahtlosen Verbindungen wird quasi “verstärkt”, wenn man ZigBee einsetzt. Bei ZigBee handelt es sich um ein “unbestätigtes” Protokoll nach dem “fire-and-forget”-Prinzip. Ein Datentelegramm wird einmal abgesendet in der Hoffnung, dass es ankommt. Das empfangene Gerät sendet keine Bestätigung, dass es das Telegramm erhalten und ggf. darauf reagiert hat.
Alle meine Geräte setzen auf dieses Protokoll (abgesehen von der Kamera, die über WLAN betrieben wird), u. a. weil sämtliche Samsung-Geräte (bis auf die Kamera) ausschließlich dieses Protokoll unterstützen, aber auch z. B. die Geräte von OSRAM (ich setze eine große Anzahl von OSRAM Smart+ Plug-Steckdosen ein, mit denen ich u. a. Lampen schalte).
Z-Wave wäre in der Beziehung deutlich “robuster”, weil die Telegramme bestätigt versendet werden, d. h. bei Ausbleiben der Bestätigung wird das Telegramm (bis zu dreimal) erneut gesendet.
In der Praxis kommt es dann z. B. zu Problemen, dass ein Fenster als “offen” gemeldet wird, obwohl es geschlossen ist. Da wurde dann einfach der “geschlossen”-Status nicht empfangen. Oder man will eine Lampe einschalten, diese reagiert jedoch nicht, weil die Steckdose “offline” ist oder den Befehl zum Einschalten einfach nicht empfangen hat. - Mit der Interoperabilität ist es bei ZigBee nicht besonders gut bestellt. Bleibt man bei Samsung SmartThings-Geräten, dann gibt es keine solchen Probleme. Aber schon meine OSRAM-Steckdosen machen durchaus gewisse Probleme, z. B. werden nicht alle Funktionen unterstützt.
Ganz schlimm wird es dann mit Aqara– oder Xiaomi-Sensoren. Diese sind zwar verführerisch günstig (gewesen, mittlerweile haben sich die Preise verdoppelt!), kranken aber an dem Problem, dass sie nicht gut mit ZigBee-Repeatern (“Routern”) anderer Hersteller klar kommen, wie z. B. den OSRAM-Steckdosen. In großen Häusern kommt man jedoch nicht ohne solche Repeater aus, weil die Reichweite des Hubs (“Koordinators”) nicht ausreicht, um alle Etagen zu “beleuchten” (mit ZigBee-Netz zu versorgen). - Zuverlässigkeit der Samsung SmartThings-Cloud-Dienste. Dies ist für mich definitiv das größte Problem, welches einen ernsthaften Einsatz von SmartThings unmöglich macht. Es kommt relativ häufig (mit Abständen von mehreren Wochen, in Extremfällen aber auch von nur wenigen Tagen) zu Störungen, bei denen entweder der ganze Hub offline ist (also nicht von der SmartThings-App oder einem eingebundenen Dienst wie Amazons “Alexa” erreicht werden kann), oder aber zumindest die verbundenen Geräte nicht ihren Status in der Cloud abbilden oder durch die Cloud gesteuert werden können, weil diese dort “offline” erscheinen. Oder es kommt zu extremen Verzögerungen von Events, so dass SmartThings erst Stunden später meldet, dass jemand nach Hause gekommen ist.
Es gibt eine Statusseite von Samsung, diese ist allerdings alles andere als “ehrlich”. Störungen werden dort oft nicht aufgelistet oder als bereits “beseitigt” gekennzeichnet, obwohl diese noch andauern.
Außerdem hatte die App diverse Bugs, die teilweise erst nach sehr langer Zeit (sechs Monate) behoben wurden (z. B. Sonnenauf- und -untergang wurden nicht korrekt berechnet, Ausschalten einer Lampe mit einer Verzögerung von einer Minute nach Ende von Bewegungen im Bereich eines Bewegungssensors wurde nicht durchgeführt, usw.). Von den teilweise verheerenden Designentscheidungen, die App so umzugestalten, dass ein Fehler-/Ausnahmestatus von Geräten nicht mehr auf einen Blick sofort erkennbar war, ganz zu schweigen.
Mein persönliches Fazit jetzt nach gut anderthalb Jahren fällt leider vernichtend aus: In meinem Setup (großes Haus, Geräte auch von “Fremdherstellern”) absolut unbrauchbar. Weder als Sicherheitslösung sinnvoll benutzbar (was habe ich davon, wenn der Alarm nicht ausgelöst wird, weil die Datentelegrame eines Erschütterungssensors nicht ankommen, oder wenn eine Benachrichtung erst Stunden nach einem Einbruch versendet wird?!), noch als Komfortlösung (Lampe reagiert nicht).
Die Samsung-Sensor/Aktor-Hardware ist aber meines Erachtens durchaus brauchbar. Ich werde wahrscheinlich eine “Selbstbau-Lösung” (mit einem Raspberry Pi?) aufbauen, um dann nicht mehr länger von einer unzuverlässigen Cloud-Lösung abhängig zu sein.
Falls jemand von meinen Lesern ebenfalls mit SmartThings Erfahrungen gemacht hat, dann wäre ich sehr an Euren Erfahrungen interessiert. Postet gerne einen Kommentar hier unter meinen Post.